Fortbildung: „Duisburg schlägt keiner“

Das Jugendamt der Stadt Duisburg hat im Jahr 2007 das Projekt „Duisburg schlägt keiner“ ins Leben gerufen, in dessen Rahmen Lehrer*innen den richtigen Umgang mit „Problemschüler*innen” erlernen sollen. Dort werden Lehrer*innen Duisburger Schulen zu „Konfliktmanager*innen“ ausgebildet. Sie sollen den richtigen Umgang mit Problemschüler*innen an ihrer jeweiligen Schule auch an die Kollegium vermitteln, Konfliktsituationen erkennen, sie entschärfen sowie angemessen und konsequent reagieren.

Um die Nachhaltigkeit des Projektes zu gewährleisten, werden die einzelnen Gruppen noch bis zu zwei Jahre nach Erhalt des Zertifikates betreut. Außerdem besteht die Möglichkeit, an Nachschulungen teilzunehmen, in die die Pädagogen ihre bisherigen Erfahrungen einbringen können.

- Frau Agte                  - Frau Wurring

- Frau Büsch           

 

Die STOPP-Regel

Wenn mich jemand verletzt, verzichte ich auf jede Gegengewalt.

Ich gebe ein lautes STOPP-Signal und sage, was der andere tun soll, z. B. STOPP … hör auf …!

 

Konsequenzen bei Regelverletzung

  1. Eine Entschuldigung: Wenn der andere nicht sofort aufhört, verlange ich eine Entschuldigung und kündige an, notfalls Hilfe zu holen (das ist kein Petzen).
  2. Eine zusätzliche Wiedergutmachung: Wenn der andere weitermacht oder sich nicht richtig entschuldigt, verlange ich mit Hilfe eines Lehrers eine zusätzliche Wiedergutmachung.

 

1. Mit der STOPP-Regel können Schüler*innen ihre Grenzen selbst definieren.

Sie erlaubt Schüler*innen sich auf konstruktive Weise abzugrenzen und sie fördert den Respekt vor den Grenzen der anderen. Kinder und Jugendliche sollten Spaß haben. Sie dürfen kämpfen, rangeln und necken, Grenzen testen, frech und witzig sein. Aber nur, solange es beiden Seiten Spaß macht und niemand dabei zu Schaden kommt. Da die Schüler*innen ihre Grenzen selbst bestimmen dürfen, müssen Sie nicht mehr die/den „Bestimmer*in“ spielen, die/der entscheidet, was gut oder schlecht ist. Sie werden nicht mehr so oft in die Richterrolle gedrängt.

 

2. Die STOPP-Regel ist ein Kommunikationstraining.

Ziel dieses Trainings ist, dass Kinder und Jugendliche Nein sagen lernen und sich abgrenzen können und dass sie formulieren können, was sie ärgert, verletzt, kränkt, enttäuscht, stört, nervt und wütend macht.

 

3. Mit der STOPP-Regel können Schüler*innen für einen gewaltfreien Ausgleich sorgen, wenn die definierte Grenze überschritten wird.

 

4. Schüler*innen können nicht mehr als „Petzer“ hingestellt werden, wenn sie sich gegen Übergriffe zur Wehr setzen.

Da erst dann Lehrer*innen eingeschaltet werden, wenn sich die andere Partei zweimal eindeutig über ein klares STOP hinweggesetzt hat und genau weiß, was dann passiert, fehlt die Heimlichtuerei, die für das Petzen charakteristisch ist.

 

5. Die STOPP-Regel wirkt deeskalierend.

Da die Schüler*innen nicht mehr zur Gewalt greifen müssen, um sich zu wehren, kommt es seltener zu einer Spirale von Gewalt und Gegengewalt. Die Zahl eskalierender Konflikte und schwererer Formen der Gewalt sinkt. Es kommt seltener zu Situationen, in denen Schüler*innen sich unversöhnlich gegenüberstehen, weil der Konflikt schon lange andauert und die gegenseitigen Verletzungen so tief sind, dass keine Verständigung mehr möglich ist.

 

6. Lehrer*innen müssen weniger Zeit in Konfliktlösungen investieren.

Die Schüler*innen haben mit der STOPP-Regel ein „Werkzeug“ in der Hand, mit dem sie sich selbst um ihre Konflikte kümmern können.

 

7. Lehrer*innen werden seltener als bequeme Streitschlichter „missbraucht“.

Sie bieten einem/einer Schüler*in erst dann Ihre Hilfe an, wenn er die STOPP-Regel korrekt angewandt hat. Die Schüler können ihre Verantwortung nicht mehr so leicht an Sie abgeben.

 

8. Langatmige „Wer-hat-Recht-Spielchen“ werden verhindert.

Durch den Plausibilitätstest beim „Opfer“ erübrigt sich in der Regel die Nachfrage beim „Täter“. Dadurch sparen Sie sich nicht nur eine Menge Zeit, sondern auch die anstrengende Beschäftigung mit den Schutzbehauptungen und den Leugnungs- und Rechtfertigungsstrategien der „Täter“.